Ökumenische Kapelle Massenbach

Die von dem Landwirt Koller als Dank für die glückliche Heimkehr aus dem Rußlandfeldzug Napoleons errichtete Marienkapelle musste im Zuge der Flurbereinigung und Dorfsanierung weichen. 1969/70 errichteten Bürger beider Konfessionen nach der Flurbereinigung in gemeinsamer Arbeit eine ökumenische Kapelle, deren künstlerische Ausgestaltung Gymnasialprofessor Josef Lidl von Weißenburg übernahm.

Christen beider Konfessionen wollen sich in dieser gemeinsam erbauten Kapelle in beglückender Gemeinschaft finden und gestärkt mit der Kraft des Hl. Geistes dem christlichen Bruder in Liebe begegnen, so, wie es die Inschrift auf dem Mantel der neuen Glocke kündet:

„Liebet einander, wie ich euch geliebt“
Die ökumenische Kapelle ist ein landschaftsverbundenes Bauwerk von schlichter Schönheit. Sowohl der Gesamteindruck als auch jedes Einzelstück zieht den Besucher in seinen Bann und bewirkt allein schon von der Betrachtung her, Gott im Gebet die Ehre zu geben.

Das himmelstrebende Türmchen trägt über der Erdkugel ein goldenes Kreuz in Deutschordensform, das an das jahrhundertelange segensreiche Wirken des Deutschen Ordens in der Gemeinde und im weiten Umland erinnert.

Der Fachwerkgiebel symbolisiert die Heiligste Dreifaltigkeit. Ganz oben im Giebel, etwas vorgerückt, das Auge Gottes als Zeichen Gottvaters, darunter ein großes Kreuz, unverkennbar der Sohn, und die Taube als das Symbol de Hl. Geistes. Andreaskreuze versinnbildlichen die 12 Apostel. Sie werden von einem Balken mit der Inschrift „DASS ALLE EINS SEIEN“ getragen.

Die handwerklich sehr gut gearbeitete Tür zeigt ein erhabenes Kreuz im Strahlenkranz. Der Türgriff, ein Fisch (= Christus), ist ebenfalls solide Handwerksarbeit. Eine wuchtige Eichenbank lädt zum Verweilen ein.

Bei der Gesamtgestaltung der Kapelle wurde Wert auf Symbole gelegt, die allen Christen gemeinsam sind. Eine aus Ton gebrannte Tafel an der Stirnseite mit dem Zeichen der drei großen christlichen Kirchen soll die Ökumene versinnbildlichen. Für die Römische Mutterkirche wurde IHS (= Name Jesu) gewählt, für die Ostkirche das Doppelkreuz mit dem Schrägenbalken, darüber für die Evangelischen Kirchen die Lutherrose. Eine kurze Inschrift darunter kündet von der Geschichte, Entstehung und dem Zweck der ökumenischen Kapelle.

Die Rückwand der Kapelle schmückt ein überlebensgroßes Marmormosaik mit dem Bild des Guten Hirten. Zwanzig verschiedenfarbige heimische und ausländische Marmorarten geben diesem Kunstwerk ein einmaliges Gepräge.

Betritt der Besucher nun den Innenraum, so wird sein Blick zuerst von den bleiverglasten bunten Fenstern gefangen.

Das Rundfenster über dem Altar zeigt das Lamm Gottes mit dem Kreuz, zur Linken den Hl. Geist als Taube und zur Rechten die Hand des Vaters.

Die vier Seitenfenster sind mit den Namen und den Symbolen der vier Evangelisten eine weitere Bereicherung des Kapellenraumes. Sie wurden von der katholischen Pfarrgemeinde und der evangelisch-luth. Kirchengemeinde sowie von evangelischen Arbeitskreisen und katholischen Vereinen gestiftet.

 

Dem Altar wurde die Tischform aus der Zeit der Urkirche gegeben. Gebeilter Juramarmor mit dem Jerusalemskreuz (Christus inmitten der vier Evangelisten) gibt ihm ein würdiges Aussehen. Die Tischfläche schmückt ein in Buntemail gebrannter Hl. Geist.

Das Kreuz über dem Altar, in Glasmosaik gefertigt, zeigt in frühchristlicher Darstellung Christus als triumphierenden König. Schöne Leuchter aus Schmiedeeisen und aus Messing dienen als sakraler Schmuck.

Das Lesepult ist eine wahre Sinfonie christlichen Glaubensgutes. An seiner Vorderseite thront, in Eichenholz geschnitzt, der Auferstandene mit segnend erhobener Hand. Das Relief stellt den Barmherzigen Samariter, das rechte den Verlorenen Sohn dar. Auf der Oberseite zeigt eine ausdrucksstarke Intarsie aus edlen Hölzern den Fisch (=Christus), das Schiff (=Kirche) und die Friedenstaube.

Das Vortragskreuz bildet eine weitere Kostbarkeit. In das Kreuz aus Ebenholz sind die Zeichen der vier Evangelisten mit Metall eingelegt, aus deren Mitte sich ein Bergkristall erhebt. Das Kreuz wird von einem ziselierten messingfarbenen Kranz mit 12 emaillierten Apostelkreuzen umrahmt.

Ein Werk von lieblicher Schönheit ist die aus Lindenholz geschnitzte Madonna mit dem segnenden Göttlichen Kind auf dem Schoß. In dieser Darstellung wird das Bild der Gottesmutter den Auffassungen beider Konfessionen gerecht.

Die Schlichtheit des Innenraumes wird zum beglückenden Erlebnis dank der einmaligen künstlerischen Ausstattung durch Prof. Josef Lidl. Sie ermuntert Geist und Seele des Gläubigen zur Lobpreisung Gottes.

Möge die ökumenische Kapelle von Massenbach, von evangelischen und katholischen Bürgern in brüderlicher Eintracht erbaut, großmütig unterstützt von beiden Kirchen, von Handwerkern und Geschäftsleuten, von Menschen jeden Standes, armen wie reichen, die Bürger aus Nah und Fern anregen, für die christliche Einheit zu beten, auf dass Gottes Heiliger Geist die zerstreute Christenheit wieder zusammen führe.

Dies ist das Anliegen ihrer Erbauer und Förderer.

Text: Kurt Müller
(Textauszüge aus dem aktuellen Kapellenführer, Hans Wittmann)